Charakteristische Grundidee des Siegerentwurfs ist eine kompakte Stadt, die von einem großzügigen, umschließenden und vielfältig nutzbaren Ring aus Parklandschaften, Wäldern und Stadtwildnis umgeben ist. In Rothneusiedl entsteht so eine harmonische Verbindung von städtischem Leben und ländlicher Weite, mit einem lebendigen Stadtzentrum und einem riesigen 3 Kilometer langen begrünten Ring. Dieser offene, kreisförmige Freiraum ist mit den umliegenden Feldern verbunden und schafft so wichtige ökologische Brücken. Die bestehenden Windschutzgürtel werden in die Planungen integriert und ziehen sich bis ins spätere Zentrum des Stadtteils. Der zentrale Stadtplatz entlang der neuen U-Bahntrasse bildet das Herzstück von Rothneusiedl und ist ein lebendiger Treffpunkt für Märkte, Veranstaltungen und Kommunikation. Schulen und Kindergärten sind entlang der Ränder des Kerns angeordnet. Das Siegerteam hat es gut verstanden, den Zukunftshof in den neuen Stadtteil zu integrieren. Das Konzept der essbaren Stadt findet seinen Ankerpunkt im Norden mit den Anbaufeldern und den Streuobstwiesen der grünen Visitenkarte. Auch das Thema Kreislaufwirtschaft zeigt sich im Siegerentwurf umfassend. Schon bei den ersten Entwurfsskizzen wird die Zirkularität der Gebäude mitgedacht. Der Stadtteil ist als „5-Minuten-Stadt“ konzipiert, mit kurzen Wegen für Fußgänger und urbaner Dichte, die Autos werden am Rand in Mobility Hubs geparkt. Der U-Bahnanschluss ermöglicht eine klimafreundliche Mobilität und verbindet den neuen Stadtteil mit dem Wiener Zentrum.
Das interdisziplinäre Siegerteam aus Berlin setzt in Mobilitätsfragen mit dem Büro Rosinak & Partner auf Expertise aus Wien. Das gesamte Team setzt sich aus folgenden Büros zusammen:
• Architektur | Städtebau: O&O Baukunst, Berlin
• Landschaft | Freiraum: capattistaubach urbane Landschaften, Berlin
• Mobilität: Rosinak & Partner, Wien
• Energie: Transsolar Energietechnik, Stuttgart
• Regenwassermanagement: Sieker Ingenieurgesellschaft, Hoppegarten
• Zirkuläres Bauen: Concular, Berlin
Der städtebauliche und freiraumplanerische Wettbewerb für das Stadtentwicklungsgebiet RothNEUsiedl begann im März 2023 und hat in einem dialogischen Verfahren unter Einbindung von Expert*innen und Bürger*innen zu innovativen Entwürfen geführt. Die Wettbewerbs-Jury wählte nun das Siegerprojekt der „Grüne Ring“, das die Grundlage für das bis 2025 zu erstellende städtebauliche Leitbild bildet. Vor jedem wesentlichen planerischen Schritt wurde und wird auch weiterhin die Bevölkerung eingebunden, um Anregungen für die weitere Bearbeitung mitzugeben. Planung und Beteiligung gehen also Hand in Hand.
Die breit aufgestellte Jury setzte sich aus zehn Fachjuror*innen und neun Sachjuror*innen zusammen. Die hochkarätige internationalen Expert*innen prüften gemeinsam mit regionalen Expert*innen – beispielsweise von der Universität für Bodenkultur Wien und der Kammer der Ziviltechniker*innen sowie politischen Vertreterinnen der Stadt Wien – die eingereichten Planungsideen. Diese interdisziplinäre Zusammensetzung gewährleistete, dass Fachgebiete wie Städtebau, Landschaftsarchitektur, Verkehrs- und Mobilitätsplanung sowie Klimaresilienz gemeinsam bewertet wurden, um die beste Planungsidee für RothNEUsiedl auszuwählen.
Im Frühsommer 2024 wird das Siegerprojekt öffentlich vorgestellt und damit der Start für den Leitbildprozess markiert, der circa ein Jahr dauert. Das städtebauliche Leitbild bildet die Grundlage für den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Erst dann geht es in die Detailplanungen. Erste Umsetzungsschritten wird es frühestens 2030 geben.